Folge 8: das Ende des (Transformations-) Sommers?
Shownotes
Der Sommer ist vorbei. Es ist Zeit, zurück zu blicken. Und genau das tue ich. Ich habe den Sommer damit verbracht, viel zu lesen, nachzudenken und neue Ideen zu entwickeln. Und ich habe mir überlegt, warum immer mehr Bereiche unserer Gesellschafter davon reden, dass wir die anstehenden Transformationsprozesse nicht schaffen werden. Auch in der Wirtschaft gibt es immer mehr Führungskräfte, die offen davon reden, dass wir es nicht schaffen werden. In Teilen basiert dies sicherlich auf Lobbyarbeit. Aber ist es der richtige Weg, darüber zu reden, dass wir das nicht schaffen werden? Digitalisierung bedeutet vor allen Dingen einen riesigen Optionsraum. Was passiert, wenn wir nicht in der Lage sind, diesen Optionsraum zu füllen? Darüber hinaus geht es um die Bücher von Haruki Murakami und die Frage, warum er noch immer keinen Literaturnobelpreis bekommen hat.
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Deegitalitäten, der Podcast über die Gestaltung des digital-analogen Lebensraums. Folge 8, das Ende des Sommers. Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von Deegitalitäten, dem Podcast über die Gestaltung des digital-analogen Lebensraums.
Mein Name ist Christoph Deeg und in dieser Folge geht es um das Ende des Sommers oder auch um das Ende des Sommerlochs oder der Sommerferien, der Sommerpause. Auch dieser Podcast hatte eine Sommerpause. Das war jetzt gar nicht so geplant.
Es ist ja an sich ein Podcast, der jetzt nicht wöchentlich neue Folgen hervorbringt. Etwas, was ich sehr gerne tun würde, was ich gerne schaffen würde. Und es gibt auch sehr viele so fast fertige Folgen, die man vielleicht sogar schon veröffentlichen könnte.
Ich docke da immer noch daran rum immer wieder und dann höre ich es mir nochmal an. Dann habe ich wieder neue Ideen. Dann denke ich, boah, kann man das so sagen? Sollte man nicht.
Und dann ist so eine große Sammlung von so fast fertigen Podcast-Folgen irgendwo auf Festplatten versteckt. Und das ist das eine. Dann war natürlich Sommer.
Also der Sommer geht zu Ende. Es war Sommer und ich habe im Sommer zum einen sehr viel gearbeitet und zum anderen mir auch wirklich mal Urlaub genommen. Also ich, auch ich war dann einfach mal weg.
Und wenn ich weg bin, dann mache ich das auch richtig. Das heißt, also obwohl ich eigentlich in diesen ganzen Welten des digitalen analogen Lebensraums unterwegs bin und ich total viele digitale Komponenten in meinem Leben habe, nehme auch ich mir Zeiten, wo ich das überhaupt nicht mache. Also gerade im Sommerferien ist es so, dass ich dann für zwei, drei Wochen also nicht nur jegliche beruflichen digitalen Kanäle ausschalte, sondern auch das Private.
Ich nehme mich dann komplett raus. Ich erlaube mir einfach eine Zeit des Nichtmüssens. Und Nichtmüssens meint jetzt nicht nur aufgrund von beruflichen Zwängen, dass man irgendwie Mails beantworten muss und so weiter, sondern nein, es bedeutet auch, dass ich mich rausnehme aus den Ritualen, die so in den letzten Monaten entstanden sind, aus welchen Gründen auch immer.
Dinge, die man täglich tut, Dinge, die einen vielleicht auch dazu bringen, sich ein bisschen ablenken zu lassen und so weiter, wo man immer manchmal denkt, warum mache ich das eigentlich? Warum muss ich morgens, wenn ich meinen Kaffee trinke, eigentlich bei Instagram unterwegs sein und mir sinnlose Reels angucken? Was bringt mir das eigentlich? In dem Wissen auch, dass diese Algorithmen von diesen Plattformen so grottenschlecht sind, dass du sowieso immer denselben Blödsinn gezeigt bekommst. Und dass man sowieso immer denkt, das ist jetzt auch nichts Relevantes, da kann man mal lachen oder irgend so was. Und ja, es gibt dann auch ein paar Bekannte und Freunde, die irgendwas posten, dann kann man irgendwie liken oder sagen, wow, toll und so weiter.
Aber an sich gibt es überhaupt keinen Grund, das zu machen. Aber es muss Gründe geben, weil ich tue es. Ja, ich tue es immer wieder.
Und das sind so Dinge, da nehme ich mich einfach mal raus. Ich breche das so ein bisschen auf. Und in den allermeisten Fällen ist es so, dass ich dann am Ende der Ferien auch etwas ändere.
Ja, also, dass ich dann drüber nachdenke und denke, okay. Und der Hintergrund ist weniger, dass ich jetzt in irgendeiner Form, in so einer, wie heißt es, gibt es so Begriffe wie Digital Detox, was ich für einen ziemlichen Blödsinn übrigens halte. Das sind so Modebegriffe, die einen da jetzt überhaupt nicht weiterbringen in irgendeiner Form.
Man muss es machen, weil manche Leute dann, also man muss diese Begriffe immer wieder mal nutzen, weil manche Leute dann sagen, ja, genau und so weiter. Das ist irgendwie ein bisschen absurd. Das ist so Bullshit Bingo der anderen Art.
Aber darum geht es nicht, sondern es geht darum, um Raum zu schaffen für Neugier, um Raum zu schaffen für Neues, um auch Dinge nochmal anders wahrzunehmen. Und das halte ich für extrem wichtig, für mich zumindest. Und ich mag das total gerne, weil ich dadurch immer wieder einen Teil meines Lebens verändern und erweitern kann.
Und das ist ein großes Geschenk. Und ich möchte verhindern, dass ich in so einem operativen Tunnel die ganze Zeit unterwegs bin. In vielen meiner Projekte ist es auch so.
In vielen meiner Projekte gibt es dann diese Phasen, wo du zwei, drei Monate wie in einem Tunnel bist, weil du extrem viel abarbeiten musst, denken musst, tun musst. Und auch dafür habe ich natürlich Rituale irgendwann entwickelt. Das mag sicherlich sein, aber das immer wiederaufzubrechen, ist wichtig.
Und dann entsteht Zeit. Und dann kann ich zum Beispiel im Sommer Bücher lesen. Ich lese total gerne Bücher.
Ich finde, Lesen ist eine so tolle Sache und hat mich immer fasziniert, schon von früher Kindheit an. Und ich mache es jetzt auch. Und zum einen lese ich dann so Bücher, die sich natürlich irgendwie mit den Themen beschäftigen, die mir so durch den Kopf gehen, die zu meiner Lebensrealität gehören.
Also ein Buch, das ich euch allen empfehlen möchte, ist „Kritik der großen Geste“ von Armin Nassehi. Es ist ein großartiges Buch. Man muss sich ein bisschen Zeit nehmen, es zu lesen.
Nicht, weil es besonders groß ist, sondern weil du den Gedankengängen von Armin Nassehi dann auch folgen musst. Und es geht ja nicht darum, das einfach nur gelesen zu haben, sondern ich mache das ganz gerne so, dass ich solche Bücher einmal durchlese und sie dann immer wieder nehme. Und immer wieder so Kapitel oder auch nur Teile von Kapiteln nochmal lese, mir nochmal Gedanken mache darüber.
Und Armin Nassehi e ist ja jemand, der viel denkt und, wie ich finde, auch sehr spannend denkt. Und dieses Buch macht einfach ganz, ganz viele Baustellen auf. Und es ist kein Lösungsbuch.
Das ist nicht ein Buch, wo du heißt, so in zehn Schritten zu erfolgreich transformierten Gesellschaft. Bitte klicken Sie hier und dann sind Sie erfolgreich. Und dann klappt das alles.
Nein, das ist ein Buch, das dich eher zum Nachdenken anregt, das mehr Fragen schafft, als es eigentlich Antworten bringt. Und das finde ich sehr gut. Es ist nebenbei extrem spannend geschrieben, weil Armin Nassehi da kein wissenschaftliches Werk erschaffen hat, sondern eigentlich eher ein Essay.
Also anders ausgedrückt, der schreibt, was ihm gerade durch den Kopf geht. Auf einer sehr schlauen Ebene. Aber er schreibt das.
Das wirkt auch so. Und ich finde, das sehr angenehm. Ich mag in letzter Zeit, es gibt ja dieses Phänomen der klassischen wissenschaftlichen Bücher.
Ich bin überhaupt kein Gegner davon. Ganz im Gegenteil. Ich lese die gerne.
Die sind extrem wichtig. Ich bin ein großer Fan von Wissenschaft. Wo dann so die ganze Zeit erzählt wird.
Ja und das und das. Und dann nimmt man noch den Experten und die Expertin und das. Und dann wird nochmal zitiert.
Und dann wird das alles nochmal mit Fußnoten und mit Quellen nachweisen. Das ist alles spannend. Das ist alles wichtig.
Aber manchmal will ich einfach nur wissen, was denkst du. Ich will nicht wissen, welche Bücher du gelesen hast. Ich will nicht die Herleitung haben.
Ich will nicht den Beweis haben, dass du da schon mal irgendwo jemanden anderes gefunden hast, der das vielleicht auch gedacht hat. Ich möchte wissen, was denkst du. Das ist ja der Grund, warum es so viele im angelsächsischen Raum so viele so quasi Fachbücher gibt, wo Menschen das anders gemacht haben.
Das gibt es im angelsächsischen Raum schon sehr lange. Diese Bücher, die viel stärker versuchen, dich mitzunehmen. Die das versuchen, viel stärker zu vermitteln.
Da klingen auch Doktorarbeiten anders. Also so ein Buch beispielsweise wie Reality is Broken von Jane McGonigal. Auch ein sensationelles Buch, wenn es um so Themen wie Gamification, Gaming, wenn es um so ein Grundverständnis geht, was Spiel eigentlich für uns bedeuten kann.
Und was vor allem digitale Spiele für unsere Gesellschaften bedeuten können. Ist das ein Standardwerk. Ist ein sensationelles Werk.
Und es war, wenn ich es richtig verstanden habe, ihre Doktorarbeit. Aber nochmal übersetzt. Also nochmal in einer anderen Form.
Weil es liest sich so gut aus. Es ist nicht die Doktorarbeit von Jane McGonigal, sondern es ist das Buch, das die Doktorarbeit dann war. Also da steht dasselbe drin quasi.
Und das ist total spannend, weil es ist wirklich, ich kann es allen nur empfehlen. Gibt es auch in Deutsch für diejenigen, die das nicht in Englisch lesen wollen. Und das, was mir immer wieder fehlt in vielen Punkten, ist diese, ich möchte wissen, was du denkst.
Ich möchte nicht die Herleitung. Ich vertraue dir. Ich weiß, dass du Herleitungen erstellen kannst.
Ich weiß, dass du zitieren kannst. Ich weiß, dass du etwas gelesen hast. Ich weiß, dass du nicht irgendwas in deinem Kopf zusammengeschustert hast mit gefährlichem Halbwissen oder ähnliches.
Ich weiß, dass du das kannst. Aber sag mir, was du denkst. Das interessiert mich, die Essenz.
Und das ist in diesem Buch, Kritik der großen Geste, einfach da. Und es macht riesengroßen Spaß zu lesen. Und es bin ich in allen Dingen einer Meinung, was Amina Seyda schreibt.
In manchen Punkten, finde ich, ist es auch zu kurz gegriffen. Das muss er aber auch nicht alles lösen, sondern das ist eher für mich ein Ansporn, darüber nachzudenken und das dann in weitere Diskurse hineinzutragen. Man merkt schon, ich bin ein Fan von Amina.
Ich habe sehr viele Bücher von ihm gelesen. Ich halte ihn für einen ganz großen Denker unserer Zeit, die man viel mehr zuhören sollte und nicht nur so für zehn Minuten oder für ein paar Sekunden, wenn er irgendwo mal in irgendeinem Newskanal mit hinzugeschaltet wird, weil er zu irgendeinem speziellen Thema irgendeine Sichtweise hat, sondern wirklich mal zuhören. Das halte ich für sehr, sehr spannend.
Solche Bücher habe ich gelesen. Und zum anderen habe ich schlichtweg Haruki Murakami und seine ganzen Kolleginnen aus dem Bereich der ostasiatischen, nordostasiatischen Kulturweitergelesen. Ich finde, Haruki Murakami ist ein sensationeller Autor.
Ich kann es allen Menschen nur empfehlen. Haruki Murakami hat mir eine ganz neue Welt eröffnet. Und ich glaube, das funktioniert sehr gut, weil ich ja diese ganz tiefe Faszination habe, auch wenn ich überhaupt kein Experte auf dem Gebiet bin.
Ich habe eine tiefe Faszination für nordostasiatische Kultur, also für die Kultur Chinas, für die Kultur Japans, für die Kultur Südkoreas, für die Kultur Taiwans und so weiter, weil ich diese Länder so unglaublich spannend finde. Das ist gar nicht unkritisch gemeint, aber in der Betrachtung dieser Kulturen kannst du unglaublich viel lernen. Und ich hatte das große Glück, dass ich dort auch sein durfte, dass ich dort auch arbeiten durfte.
Wie gesagt, ich würde mich nicht als Experte für diese Kulturräume bezeichnen. Da müsste man, glaube ich, über Jahre dort leben. Und auch dann hast du nur einen kleinen Teil verstanden und gesehen und erlebt.
Aber es ist einfach super spannend. Es macht einfach unglaublich großen Spaß, darüber nachzudecken. Und die Literatur aus diesen Ländern ist auch anders.
Sie ist nicht das Gleiche wie unsere Literatur. Das ist nicht bewertend gemeint, aber ich schätze das sehr. Und was Haruki Murakami auf einer Metaebene macht, wenn ich ihn lese, ist, er öffnet meine Synapsen, er öffnet meinen Kopf.
Er befasst sich mit unglaublichen Welten, er schafft unglaubliche Welten, die teilweise so absurd und so spannend und so beeindruckend sind. Und er hat eine Sprache und einen Raum, der außerhalb von allem ist, was um dich herum gerade passiert. Und ich werde nie verstehen, warum Haruki Murakami den Literaturnobelpreis noch nicht bekommen hat.
Und wenn man so mit Literaturexperten redet, sagen die ja immer, dass das auch gar nicht mehr passieren wird. Wenn, hätte er ihn vielleicht vor zehn Jahren bekommen. Manche sagen ja auch, er wäre schon noch viel zu sehr Mainstream.
Und ich habe keine Ahnung, wie man das verargumentieren will. Ich halte ihn für einen der ganz, ganz großen Literaten unserer Zeit. Und ich bin sehr dankbar, ihn zu lesen, weil er durch diese Art und Weise, wie er Geschichten erzählt, wie er Räume öffnet, mir immer wieder hilft, auch solche Räume zu denken.
Manchmal ist das auch so eine Art, wie soll ich sagen, so eine Art Freiheit dahinter. In meiner Arbeit bin ich ganz oft in der Situation, dass ich zwar auf der einen Seite diese großen Optionsräume schaffe, ich werde ja sehr oft in Projekte reingeholt, weil ich eben etwas ganz Besonderes entwickeln soll, weil jemand noch nicht eine Idee hat, was das eigentlich sein kann, wie dieser Ort aussehen kann, wie diese Organisation aussehen kann, wie dieses Produkt aussehen kann, wie eine Gesellschaft aussehen kann. Also alles so Fragestellungen, die damit einhergehen.
Und dann ist ein Teil meiner Arbeit, mir das anzusehen, mit den Menschen zu reden und dann etwas zu entwickeln, einen Optionsraum zu definieren. Das ist nicht das, was dann am Ende passieren wird. Aber es hilft ungemein mal zu verstehen, was ginge denn überhaupt.
Und das eben nicht auf der technologischen Ebene, sondern auf der konzeptionellen Ebene. Weil Digitalisierung, digitale Transformation, das alles hat weniger etwas zu tun mit Technologie. Das ist übrigens eines der Grundprobleme, die wir momentan haben, dass wir in unserer Gesellschaft, unabhängig davon, dass wir Digitalisierung nicht können und darin auch nicht wirklich gut sind bis jetzt, uns auch nicht wirklich darin weiterentwickeln, auch meinerseits uns auch gar nicht einlassen auf diese Idee dahinter, dass wir, wenn wir es dann machen, eigentlich in der Regel eine technologische Perspektive einnehmen.
Wir denken über Netzwerke, über sonst etwas nach. Das ist alles richtig, aber es ist nur die Basis. Die Technologie schafft nur die Plattform, die Basis, auf der dann Dinge passieren können, mit der dann Dinge passieren können.
Und das ist etwas, was wir extrem schlecht können. Also wir gehen immer in die andere Richtung. Wir wollen dann irgendwie Kabel verlegen oder sowas.
Ich merke das in vielen Projekten. Wir haben in ganz vielen Projekten, wenn es um die Entwicklung von Kulturbauten oder Bildungsbauten, Bildungsräumen, Kulturräumen geht. Ich beschäftige mich ja auch viel mit der Fragestellung, was bedeutet Digitalisierung und Digitalität eigentlich für die Entwicklung von physischen Räumen? Was müssen wir da eigentlich neu denken von Organisationsstrukturen, von Wahrnehmungen und so weiter? Und dann kann man das ableiten und kann daraus dann Räume planen und kann dann Architektur neu denken und so weiter.
Und in all diesen Fällen ist es so, dass wir immer wieder versuchen müssen, das auf einer menschenzentrierten Ebene zu sehen. Also es geht nie um die Technologie beispielsweise. Es geht immer um die Frage, was wird da drin dann passieren? Und das ist mein Job ganz oft, das erst mal zu überlegen.
Was wäre denn möglich? Und natürlich auch, was gibt es denn irgendwo schon? Und das Problem ist ja, dass viele Menschen, die gar nicht die Zeit haben, sich mal diesen gesamten globalen Optionsraum anzusehen, sich auch mal diese hunderte, tausende von Beispielen anzusehen. Ich habe Digitalisierung und Digitalität erlebt in Südamerika, in Nordamerika, in Afrika, in Asien, in Zentralasien. Ich habe das überall gesehen und ich sehe es noch.
Und ich füge diese ganzen kleinen Beispiele zusammen, die manchmal für sich selbst eher trivial sind, aus denen aber man etwas lernen, etwas ableiten kann. Und das führt zu einem eine Art Mindset, zu einem eigenen gedanklichen Optionsraum und den kann ich dann nutzen, um neue Räume zu schaffen, neue Räume zu denken. Und da ist so jemand wie Haruki Murakami, jetzt komme ich zurück zu der Frage, warum ich jetzt, sorry für diese riesige Schleife jetzt, für diesen, da hilft er mir einfach weiter, weil ich durch das Lesen seiner Werke nicht nur trainiert werde darauf, immer wieder das zu tun, sondern lerne, ich darf mir die Freiheit nehmen, ich darf mir die Freiheit nehmen, so zu denken.
Ich darf mir die Freiheit nehmen, Optionsräume anders zu denken, weit über klassische lineare oder auf Kontrolle basierende Prozesse hinaus. Ich darf das nochmal ganz anders denken. Was davon dann am Ende realisiert wird, ist nochmal eine andere Frage.
Denn man darf nicht vergessen, das was Haruki Murakami macht, ist Fiktion. Aber zu verstehen, dass es gut sein kann und wichtig sein kann, alles nochmal komplett anders. Nicht nur größer im Sinne von, wir verbauen da mehr Technik oder sowas, sondern nochmal genauer zu überlegen, was ist das Maximum, was wir rausholen können, wenn wir Digitalität, Digitalisierung und Mensch zusammenbringen.
Das ist das, was ich an Haruki Murakami so mag und warum ich da so dankbar bin und warum ich so froh bin, dass ich in den Sommerferien ganz viel von ihm gelesen habe. Aber reden wir nicht nur über Haruki Murakami oder meine literarischen Erfahrungen in den Sommerwochen. Reden wir doch einfach mal darüber, was ansonsten noch so passiert ist bzw.
was ich ansonsten entweder während der Sommerzeit oder jetzt im Rückblick sozusagen in dem Bereich wahrgenommen habe. Und was mir aufgefallen ist, ist, dass wir gerade überall wieder merken, es gibt einen immer stetig steigenden Transformationsdruck. Und ich glaube, wir sind jetzt gerade in einer Phase, in der der Transformationsdruck nicht mehr von außen entsteht, also zum Beispiel, weil irgendwo das Klima sich verändert oder oder oder, sondern den erzeugen wir selbst.
Den erzeugen wir selbst, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt sind, zu verhindern, dass wir uns weiterentwickeln. Jetzt werden einige sagen, aber wir haben doch mindestens 2,3, 4, 5, 12 Milliarden Beispiele, wo wir irgendwie tolle Dinge gemacht haben und so weiter. Darum geht es nicht.
Es geht nie um dieses Einzelthema. Es geht nicht um die Frage, ob wir nicht doch irgendwo Erfolgserlebnisse haben. Die haben wir.
Die sind da. Und die sind auch sehr unterschiedlicher Natur. Aber aus einer, wie soll ich sagen, Meta-Ebene im Bereich Transformation, auch speziell im Bereich digitale Transformation, finde ich, können wir aus den letzten Wochen herausziehen, dass wir extrem viel Energie verbrauchen, um zu verhindern, dass wir uns wirklich weiterentwickeln.
Und das geschieht beispielsweise in der Politik, also in der aktuellen, auch vor allem deutschen Politik. Das ist die Politik, die ich am besten sehen kann, natürlich. Und auch, wie soll ich sagen, auch verstehen kann, worüber ich am besten nachdenken kann, weil sie täglich da ist, weil sie auch in dem Land geschieht, in dem ich lebe.
Und was ich dort wahrnehme, ist, dass wir eine Regierung haben, die eigentlich extrem rückständig ist. Und rückständig meint nicht, ob diese Regierung bereit ist, in irgendeinem, wie auch immer, Forschungsraumfahrtministerium noch ein bisschen Geld reinzubauen. Also man könnte ja sagen, hey, super, wieso? Machen wir doch gar nicht.
Wir geben doch jetzt noch mehr Geld aus für irgendwie Forschung und Entwicklung. Und wir wollen doch tausend Köpfe aus der Welt nach Deutschland holen. Und dann wollen wir den Wohlstand erweitern.
Das ist alles nett, aber auch nicht mehr aus meiner Sicht. Und ich möchte kurz erklären, was ich damit meine. Was wir eigentlich erlebt haben, ist doch, dass wir momentan überall so Nebenkriegsschauplätze haben.
Und das geht durch alle Bereiche der Politik, der Gesellschaft, der Wirtschaft. Da geht das überall durch. Und wir sind total abgestumpft.
Also ein schönes Beispiel. Wir diskutieren allen Ernstes immer noch darüber, ob wir jetzt irgendwie das gendern wollen oder nicht. Beziehungsweise, wir diskutieren nicht darüber, sondern es wird plötzlich verboten.
Also das muss man sich mal vorstellen. Also da findet etwas statt, eine Art Kulturkampf. Ich werde da noch mal eine eigene Folge zu machen für diesen Podcast, weil ich glaube, man muss das noch mal im Detail sich ansehen.
Aber da findet ein Kulturkampf statt, der völliger Blödsinn ist. Da wird so getan, als würde man die Gesellschaft retten vor irgendeiner wie auch immer fremden Macht, die einen jetzt zwingen will in einen, wie geht es ein bisschen um Sprache. Es geht ein bisschen um die Frage, ob wir die anderen Menschen um uns herum wahrnehmen.
Man kann auch gerne diskutieren darüber, ob es das Sternchen jetzt ist oder nicht. Ja, gar keine Frage. Aber das ist das, womit wir uns beschäftigen.
Es wird dann nämlich verboten. Also anstatt hinzugehen und zu sagen, hier ist ein Thema und es geht um einen sehr wichtigen Bereich, nämlich um unsere Sprache. Und es gibt ganz verschiedene Gruppierungen und ganz verschiedene Sichtweisen darauf.
Und die haben alle etwas zu sagen dazu und sie haben alle bestimmte Bedürfnisse und Fragestellungen. Und lasst uns doch einfach das Experiment wagen. Lasst uns doch einfach ausprobieren, was passiert, wenn wir gendern.
Wenn wir zwingen jetzt niemanden zu gendern. Und wir verbieten es auch nicht. Aber wir fordern auf, wir aktivieren unsere Gesellschaft damit zu experimentieren, um zu schauen, was dann dabei rauskommt.
Das tun wir übrigens die ganze Zeit. Überall wird Sprache benutzt, um ganz bestimmte Bilder zu erzeugen. Und in ganz, ganz vielen Fällen, wenn man das mal hinterfragt, wenn man sich mal anschaut, was denn mit diesen Bildern ausgesagt wird, stellt man fest, wir nutzen Sprache, um uns eine eigene Welt zu bauen.
Und jetzt gibt es Menschen, da kann man nun, wie gesagt, auch ich bin mir nicht sicher, ob das Gendersternchen die Lösung aller Lösungen ist. Und man kann auch ganz vielen Aktivistinnen und Aktivisten Vorwürfe machen oder nochmal fragen, okay, seid ihr über das Ziel hinaus geschossen? Wie können diese ganzen Diskussionen führen? Ich halte das für völlig richtig. Aber anstatt zu sagen, lasst uns doch einfach mal als Gesellschaft mit diesem Teil unserer Sprache experimentieren.
Lasst uns doch mal schauen, was passiert. In die eine wie in die andere Richtung. In dem Wissen, dass das sowieso nicht zu verbieten ist.
Weil die Menschen es einfach irgendwann tun werden. Teile unserer Gesellschaft werden gendern. Und vielleicht wird es Teile geben, die gendern nicht.
Teile unserer Gesellschaft sprechen Oberbayerisch. Andere sprechen Fränkisch. Andere sprechen Hochdeutsch.
Andere sprechen Friesisch Platt. Das ist so. Und das ist so ein wunderbares, kleines Beispiel.
Wir gehen also nicht hin und versuchen, die Dynamiken, die durch in dem Fall Sprache entstehen, zu nutzen. Sondern wir versuchen verzweifelt alles zu reduzieren, was in irgendeiner Form geht. Wir versuchen es wieder unter Kontrolle zu bringen.
Und das ist etwas, was so typisch ist für unser Land. Weil wir nämlich es fürchten, dass Menschen anfangen, da ins Experiment zu gehen. Wir wollen Experimente doch eigentlich nur dann, wenn wir schon wissen, was am Ende dabei rauskommt.
Und das ist total faszinierend. Deswegen ist ja das nicht nur absurd, sondern es ist eine Katastrophe. Es ist ein Desaster, dass ausgerechnet der deutsche Kulturstaatsminister nicht nur in seinem Ressort das Gendern verbietet, sondern dass er Kulturinstitutionen auffordert.
Er fordert sie auf, ebenfalls nicht mehr zu gendern. Kultur, Kulturinstitutionen, Kulturschaffende waren immer Systeme des Ausprobierens. Sie waren immer Gesellschaftslabore.
Das Bauhaus, das ja von unserem Kulturstaatsminister so immer gerne genannt wird, ist, auch wenn er das vielleicht anders sieht, eben keine Designmarke. Der Mann spricht ja immer gerne von Marke, wenn es um das Bauhaus geht. Nein, es ist keine Marke.
Es geht nicht um die Frage, ob die schöne Stühle, schöne Lampen oder ähnliches produziert haben, die man wunderbar in Vintage-Stores kaufen kann. Das Bauhaus war eine Idee. Das Bauhaus war übrigens auch eine Auflehnung gegen das Konservative.
Es sollte anders und besser sein. Wir brauchen diese Räume. Wir brauchen Kulturinstitutionen aufzufordern, zu sagen, du sollst nicht mehr gendern, ist das Letzte, was wir brauchen.
Aber es geht nicht nur um dieses Thema. Gendern ist nur ein Beispiel. Ich habe jetzt neulich gelesen, dass die Automobilindustrie zunehmend sagt, pass mal auf Leute, dieses Thema mit Klimaneutralität und so weiter werden wir nicht schaffen.
Und das ist lustigerweise etwas, was ich in verschiedenen Wirtschaftsbereichen immer wieder sehe. Und dann heißt es dann, weil das alles viel zu schnell geht, mit dem Klimaschutz, das wäre ja völliger Wahnsinn. Wie soll das denn gehen? Dann sagen manche auch, ja und da gibt es ja auch diese ganzen Impacts.
Wir haben jetzt Trumpismus in den USA. Aus meiner Sicht einfach eine andere Form von Faschismus. Wir haben überall Despoten, wir haben Konflikte, wir haben Kriege.
Wir haben diese ganzen Zollbeschränkungen oder diese ganzen Wirtschaftskonflikte eben auch mit den USA zum Beispiel. Aber auch innerhalb von Europa haben wir das ja, dass da gerade ganz komisch ist, geht alles nicht. So und auf den allerersten Blick muss ich sagen, die Automobilindustrie hat doch recht, oder?
Ich meine, die Automobilindustrie ist eine Industrie, die viele, viele, viele Jahre, Dekaden in Deutschland unglaublich vielen Menschen Arbeit gegeben hat. Das Auto ist nicht etwa etwas, was man einfach nur verteufeln sollte. Nein, ich fahre total gerne Auto.
Ich fahre aus vollster Überzeugung total gerne Auto. Und ich besitze kein Auto. Weil es sich für mich in meiner Lebensrealität hier in Nürnberg überhaupt nicht lohnt, ein Auto zu haben.
Die Kosten sind viel zu hoch. Ich finde keinen Parkplatz. Und in den allermeisten Fällen brauche ich das Auto nicht.
Ich habe großes Glück. Wir haben hier in Nürnberg ein sehr gutes Netz an Carsharing-Stationen,wo wir in 95 Prozent der Fälle immer ein Auto finden, das wir nutzen können. Wir können Taxi nutzen.
Wir haben verhältnismäßig gut ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr. Wir haben es durchgerechnet, meine Frau und ich. Es macht überhaupt keinen Sinn für uns, ein Auto zu haben.
Überhaupt nicht. So viel Carsharing, Taxi und Co. können wir gar nicht fahren, um zu rechtfertigen, dass wir ein Auto haben.
Aber es gibt natürlich Menschen, die leben halt nicht so wie ich und meine Familie. Und die brauchen ein Auto. Weil schon an der Grenze von Nürnberg plötzlich der Bus nur noch alle zwei Stunden oder so ähnlich fährt.
Weil es nämlich gar nicht möglich ist, ohne Auto überhaupt weiterzukommen. Also ich fahre total gerne Auto. Ich finde Autofahren total klasse.
Mir macht das großen Spaß. Ich tue es nur nicht im Sinne von, dass ich mir jetzt auch noch ein Auto anschaffe. Und das Auto hat übrigens auch dafür gesorgt, dass wir in vielen Prozessen Weiterentwicklung bekommen.
Weil Mobilität immer auch bedeutet, du kannst immer größere Netzwerke schaffen. Du kannst an andere Orte gehen. Früher mit den damaligen Technologien, Pferdekutsche oder sonst was.
Wie weit sind wir damit denn gekommen? Wie lange brauchten wir denn, um irgendwo hinzukommen? Heute ist die Welt viel näher gekommen. Das Auto hat da unglaublich viele tolle Sachen gebracht. Und natürlich entstehen hier gerade riesengroße Konflikte.
Das ist natürlich der Fall. Es ist so. Da ist dann Donald Trump.
Dann will der plötzlich Zölle machen. Dann ist dies, dann ist das. Dann gibt es Kriege.
Dann geht das nicht. Dann geht jenes nicht. Und so weiter und so fort.
Ich kann das alles nachvollziehen. Trotzdem. Nein, das funktioniert so nicht.
Denn eben diese Automobilindustrie beispielsweise, die die ganze Zeit jetzt gefordert hat, oder jetzt anscheinend wieder anfängt zu fordern, dass man das alles mal aufweichen müsse. Und der Verbrennermotor wird auch noch ganz wichtig etc. BP.
Vergisst, dass sie ja nicht fünf Jahre Zeit hatte, das zu machen, sondern über 30. Und ich finde das ganz krass, weil man lebt das ja immer weiter. Der bayerische Ministerpräsident, da habe ich neulich mal so ein Reel gesehen.
Da gab es so eine Situation, wo so ein junger Mann ihn interviewt hat. Und dann haben wir das natürlich ganz klassisch gemacht und haben ihn einfach mal konfrontiert mit früheren Aussagen. Beispielsweise zur Atomenergie.
Und dass er früher gesagt hat, super, wir steigen hier aus und so weiter und so fort. Und jetzt plötzlich will er das alles gar nicht mehr und will Atomkraftwerke bauen. Und seine Antwort war, die war erstmal völlig nachvollziehbar, das habe ich damals gesagt.
Ich bin jetzt schlauer. Ich sehe es heute anders. Übrigens etwas, was man ihm einfach zugestehen muss, finde ich.
Also das ist ja etwas, wäre es jetzt umgekehrt gewesen, wäre er vor zehn Jahren oder fünf Jahren derjenige gewesen, der gesagt hat, wir kleistern in jedes Dorf drei Atomkraftwerke rein. Und hätte dann in den nächsten fünf Jahren herausgefunden, das funktioniert so nicht, das müssen wir anders machen. Dann wären ja diejenigen, die ihn jetzt kritisieren, total glücklich.
Also das muss man ihm erstmal zugestehen. Aber dann hat er einen spannenden Satz gesagt. Er hat gesagt, der Grund, warum er jetzt doch pro Kernkraft sei, ist, wir schaffen es nicht.
Wir sind nicht in der Lage. Und das ist etwas, was ich jetzt mehrmals gehört habe bei der Automobilindustrie, die sagt, wir schaffen es nicht. Die immer mehr sagen, wir schaffen es nicht.
Und das ist etwas, was ich sehr krass finde. Wir immer mehr zentrale Wirtschaftspolitik und Gesellschaftsbereich sagen, wir schaffen es nicht. Und mich wundert das, dass sich darüber niemand aufregt.
Ich fand das damals bei Angela Merkel, wenn man jetzt über Veränderungsprozesse nachdenkt und so weiter. Einer der Sätze, Angela Merkel ist für mich eine sehr spannende Person. Und ich habe bis heute keine finale Idee, wie ich ihre Kanzlerschaft sehen soll.
Und mir ist bewusst, dass sie auch ganz viele Dinge sehr gut gemacht hat. Und sie war sicherlich jemand, wie heißt es so schön, Angela Merkel konnte Krise, höre ich immer sehr oft. Aber sie hat mal einen Satz gesagt, der mich bis heute erschüttert.
Und das ist dieser Satz, das ist alternativlos. Und ich weiß, in welchem Kontext das war. Es ging um die Wirtschaftskrise, um die Frage, wie die Regierung jetzt darauf reagieren sollte und so weiter.
Die Bankenkrise, Entschuldigung. Und ich finde diesen Satz verheerend. Wenn Politik sagt, das ist alternativlos.
Das ist verheerend, weil es a nicht stimmte. Das ist das eine, was man sagen muss. Und das zweite ist aber, es besorgt, wir verändern hier nichts mehr.
Es gibt keine Alternative mehr. Wir können es nicht. Und das ist so faszinierend, weil wir hatten das ja auch mal anders.
Angela Merkel hatte noch einen anderen Satz gesagt, den ich total spannend finde. Nämlich sie hat gesagt, wir schaffen das. Als eine ganz andere Krise da war.
Das war übrigens keine Flüchtlingskrise, sondern das war eine Krise, in der Menschen fliehen mussten. Die Krise hatten nicht wir. Nicht wir in Deutschland oder Europa hatten die Krise.
Die Menschen, die vor einem fürchterlichen Bürgerkrieg fliehen mussten. Die hatten eine Krise. Bei denen ging es ums Leben.
Bei uns ging es um die Frage, ob die Turnhalle vielleicht für ein paar Monate geschlossen ist. Ja, nur so ein bisschen von dem Gedanken. Und da hat sie gesagt, wir schaffen das.
Und was ich total faszinierend finde. Ja, wir haben einen Rechtsruck in der Gesellschaft. Und wir diskutieren in diesem Rechtsruck gerade, haben wir das überhaupt geschafft? Wir haben es gar nicht geschafft.
Das ist total faszinierend, weil übrigens wir haben es geschafft. Ja, es sind Dinge schief gegangen. Und es gab Situationen, die fürchterlich waren.
Und sei es diese Silvesternacht in Köln etc. Aber im Großen und Ganzen haben wir es geschafft. Es gibt so viele tausende und abertausende Geschichten von Menschen, die Geflüchtete waren, die hier einen Job gefunden haben, die eine Ausbildung gemacht haben, die hier leben, die hier Teil der Gesellschaft sind und die so wichtig sind für unsere Gesellschaft.
Und in ganz vielen Gesellschaftsbereichen haben sich Menschen aufgemacht, sich aktiviert, haben geholfen, haben sich eingebracht. Verdammt nochmal, wir haben etwas geschafft. Und wir sollten nicht so tun, als wäre das nie da gewesen.
Ja, aber jetzt hören wir die ganze Zeit, wir können es nicht. Und dann kommt die Forderung, bitte keine Veränderung. Keine Veränderung, tut das nicht.
Die Seniorenunion hat, wenn ich es richtig verstanden habe, auf ihrem letzten großen Treffen gefordert, dass es ein Anrecht geben muss auf ein non-digitales Leben. Also sie sagen, das ist sonst Altersdiskriminierung, weil wir sind nicht digital. Und es muss alles analog auch gehen.
Es muss überall möglich sein, analog was mit Bargeld zu zahlen. Es muss überall möglich sein, seine Fahrkarte analog zu kriegen usw. Es muss alles analog sein.
Das ist ein bestimmtes Weltbild, was dahintersteckt. Die Seniorenunion hat da nicht gefordert, dass es jetzt endlich eine vernünftige Strategie gibt, wie wir die Senioren, das ist ja einer der größten Teile unserer Gesellschaft, Stichwort Demografie, jetzt mitnehmen können, das Digitale. Das hat übrigens Südkorea gemacht.
Südkorea hat das schon in den 90er Jahren verstanden. In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde bereits in Südkorea verstanden, dass ca. 20-25% der südkoreanischen Bevölkerung den angegangenen oder den gestarteten Digitalisierungsweg nicht mitgehen können, weil ihre Lebensrealitäten nicht mit diesem Thema Digitalisierung verbunden sind.
Worauf man auf die Idee gekommen ist, das hat man auch gemacht, dafür spezielle Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen, sie zu unterstützen, Workshops durchzuführen etc. Sie zu schulen, sie daran zu führen. Wir hätten das in Deutschland übrigens auch.
Gucken wir uns nochmal die Volkshochschulen und die Bibliotheken an. Volkshochschulen und Bibliotheken sind schlafende Riesen, wenn es um die Transformation, vor allem die digitale Transformation unserer Gesellschaft geht. Und jetzt, wenn ihr das wisst, dann geht doch nochmal in eure Stadt und fragt mal nach, wie kann es sein, dass in so vielen Städten und Gemeinden an Volkshochschulen und Bibliotheken gerade gespart wird.
Kann ich nicht nachvollziehen. Es heißt immer wieder, wir können das nicht. Und die Antwort, also die Forderung ist jetzt, weil wir es nicht können, müssen wir es langsamer oder gar nicht machen.
Das klingt so menschlich, oder? Wie oft gehen wir hin und sagen den Leuten, wir brauchen eine Fehlerkultur, wir müssen neue Wege finden, wie wir auch mal damit sagen können, nein, ich schaffe das nicht. Wir haben ja Coaching-Prozesse, wo Führungskräfte lernen sollen, dass es eben mal Menschen gibt, die es nicht schaffen. Was ein bisschen absurd ist, weil wir gleichzeitig ganz viele Unternehmen haben, die Leute entlassen, wenn sie nicht die Performer sind, wie es so schön heißt, die sie gerne hätten.
Das ist total faszinierend. Diese ganze Thematik, dass man Leute entlässt oder Leute loswerden will, wenn die nicht diese sogenannte Performance bringen, ist einfach ein Rückschritt in die Industrielogik. Also Industrielogik, lineare Fließbandprozesse und das wird in ganz vielen Bereichen, wo das eigentlich überhaupt keinen Sinn macht, wird das wieder mit reingebaut.
Das ist ein Menschenbild. Das ist etwas, was total faszinierend ist, dass wir das immer wieder tun. Dieser Rückschritt rein in klassische Industrieprozesse, in Bereichen, wo das überhaupt keinen Sinn macht, hat aber einen riesengroßen Vorteil.
Wenn ich hingehe als Führungskraft, wenn ich hingehe als Manager oder Managerin eines Unternehmens und sage, die sind alle nicht gut am Performen, deswegen müssen wir die jetzt irgendwie loswerden und müssen die ersetzen oder noch dümmer, wir müssen da KI für, also keine Sorge, KI ist ein total spannendes Thema, aber die ist noch lange nicht so weit, dass man da einfach mal Leute mitersetzen kann. Das wird auch noch eine Podcast-Folge im Herbst, wird ein heißer Herbst, wird ein heißer Herbst hier auf diesem Podcast. Also wenn man sich das überlegt, dann musst du natürlich nicht die Frage beantworten, sag mal, kann es sein, dass deine Organisation nicht gut aufgestellt ist? Kann es sein, dass du gar nicht in der Lage bist, die Performance aus deinen Leuten rauszuholen, die du eigentlich gerne haben willst, weil du gar nicht verstanden hast, was die Bedürfnisse und Bedarfe dieser Leute eigentlich sind? Kann es sein, dass deine internen Prozesse und Strukturen so sind, dass sie eher Kreativität und vernünftiges Verhandeln und individuelle Weiterentwicklung verhindern? Kann es sein.
Kann es sein, dass das alles so ist. Das brauche ich aber nicht mehr, wenn ich sagen kann, die sind keine guten Performer. Das ist sehr spannend zu sehen, wenn man da überlegt, dass jetzt immer mehr Leute aus dem IT-Bereich, wenn die studiert haben, keine Jobs mehr kriegen.
Das ist absurd. Ich erinnere mich noch daran, Thema Demografie und so weiter. Wir werden die alle brauchen.
Wir werden die alle brauchen. Wenn wir aber jetzt in ganz vielen Bereichen der jüngeren Generation eine Form von Transformationsgedächtnis erzeugen, das sehr stark getriggert wird mit individueller Perspektivlosigkeit, dann werden dadurch Muster entstehen, die dazu führen, dass die Menschen sagen, na gut, wenn ich diese Perspektive nicht habe, dann muss ich halt ein anderes Leben führen. Dann habe ich gar nicht mehr das Bedürfnis, das und das und das alles zu tun.
Dann mache ich etwas anderes. Und die kriegen wir, die verlieren wir vielleicht. Nochmal, wir schaffen es nicht.
Das ist eine Aussage, die jetzt überall im Raum steht. Wir schaffen es nicht. Und deshalb wollen wir keine Veränderung.
Und jetzt muss ich etwas ganz Entscheidendes sagen. Ich war im Sommer mit meiner Tochter und meiner Frau, wir zu dritt waren, in den Alpen. Und wir sind gewandert.
Wir sind jetzt keine Bergwanderer, im Sinne von, dass wir da irgendwas Gefährliches machen oder Ähnliches, allein schon, weil ich Höhenangst habe. Dann ist das ja sehr schwierig, da in irgendeiner Form sowas zu machen. Aber wir sind gewandert.
Und wenn meine Tochter auf dem Weg zu einer Wanderung den Berg rauf irgendwann sagt, ich kann nicht mehr, ich schaffe das nicht, dann ist es überhaupt kein Problem für uns zu sagen, dann gehen wir halt zurück. Oder dann gehen wir eben nicht den Weg zu Ende, sondern gehen eine Seilbahn. In unserem Fall war es sogar noch ein bisschen anders.
Da war nicht die Tochter diejenige, die platt war. Und platt waren wir alle nicht. Aber bei meiner Frau hatten sie schlichtweg die Schuhsohlen von den Wanderschuhen gelöst.
Das ist so, ab zehn Jahre können die einfach abgehen. Und wenn die abgehen, gehen die immer dann ab, wenn du gerade wanderst. Und dann gehen sie quasi gleich ganz schnell und ganz ab.
Also ran die sich dann mit so einem Restbestand an Schuh irgendwie da die Berge rauf. Und dann haben wir gesagt, okay, wir brechen jetzt hier ab, wir nehmen jetzt die Seilbahn. Da geht das.
In solchen großen komplexen Prozessen, in solchen Gesellschaftsmodellen geht das aber nicht. Weil wir können nicht sagen, wir lassen das mit dem Klima jetzt mal sein oder machen das mal weniger. Sondern was wir eigentlich sagen müssen, ist völlig egal, wir müssen das jetzt lösen.
Also wir haben noch nicht verstanden, dass das Problem nicht ist, ob es große, wie soll ich sagen, Transformationsfragen gibt oder dass es das Risiko besteht, dass Teile unserer Wirtschaft diese Transformation nicht hinkriegen und daraus resultieren vielleicht Arbeitsplätze verloren werden und so weiter. Egal von welchen Szenarien wir dort ausgehen. Nichts, das tut mir sehr leid so zu sagen, nichts ist so schlimm wie die Tatsache, dass der Klimawandel kommt und dass wir alles dafür tun müssen, dass die Auswirkungen des Klimawandels so gering wie möglich sind.
Und jetzt ist das große Problem. Wir sagen, wir können es nicht. Wir sagen auch, hey, deswegen müssen wir jetzt alles langsamer, weniger und sonst was machen.
Und daraus resultiert am Ende, dass wir die Dinge nicht tun, die wir tun müssen und die müssen wir sowieso tun. Wir kommen dabei nicht raus. Also es ist nicht möglich, es ist schlichtweg nicht möglich, klimaneutral zu leben ab dem Jahr, was weiß ich, 2040, 2045.
Eigentlich müssten wir übrigens früher dran sein. Also das sind ja politische Zahlen. Eigentlich viel, viel früher müsste man das eigentlich erreichen.
Und wir sehen es ja. Die Länder, die verstanden haben, dass es um den Schutz des Klimas geht und um die Frage, wie man daraus resultierend dann eine starke Ökonomie bauen kann. Das sind die Länder, die eine Zukunft haben.
Und die, die hingehen und sagen, wir müssen aber unsere Wirtschaft retten. Das ist ja hoch faszinierend. Da heißt es doch immer so, wir haben hier eine Kompetenz.
Und die deutsche Automobilindustrie, die beste Automobilindustrie der Welt. Jetzt müssen wir uns mal ein bisschen in die Geschichte gucken. Das letzte Mal, ich glaube, die haben Software gebaut durch den Dieselskandal und so weiter und so fort.
Als wäre das alles nicht dagewesen so nebenbei. Als wäre das alles nicht dagewesen. Also das ist so ein bisschen auch da so Narrative, die so erstellt werden.
Also da nimmt man uns was weg. Und es ist auch so faszinierend. Das sind alles Narrative, die auf Stillstand passieren.
Wir haben die Industrie. Also wir reden ja nicht darüber, dass wir sagen, wir haben die Möglichkeit. Also wir haben auf dem Papier, was übrigens der Fall ist.
Deutschland gehört zu den Ländern. Ich merke das ja im internationalen Austausch, wenn ich mit Expertinnen aus verschiedenen Ländern spreche. Ich habe da auch mal auch immer wieder mit PolitikerInnen zu tun, irgendwie aus verschiedenen Ländern.
Jedes Mal kommt dieselbe Frage. Was ist los mit euch Deutschen? Wir dachten immer, ihr mit euren Ingenieuren, euren Unternehmen, euren Universitäten, euren ganzen, was ihr da alles habt. Und wir so, ihr müsstet doch diejenigen sein, die bei diesen großen Transformationsthemen ganz vorne rangehen.
Nein. Aber wir sehen nicht, dass ihr es tut. Und das ist was, was ich mitnehme aus diesem Sommer.
In diesem Sommer ist mir das so klar geworden. Dieses Narrativ erschaffen wir es nicht. Also wir sind jetzt so weit, dass die Politik nicht mehr sagt, wow, wir sind dieses Land.
Wir schaffen das. Ja. Sondern man muss sich klarstellen.
Nochmal. Wir müssen es schaffen. Wir können das nicht verhindern.
Wir müssen es schaffen. Es gibt da, und das kann man sagen, dass wir es schaffen, ist alternativlos. Und das ist etwas, was ich aus diesem Sommer mitnehme, was ich aus diesem Thema mitnehme.
Und damit ist offiziell die Sommerpause meines Podcasts beendet. Und ich bin jetzt hier, um zu sagen, wir schaffen das, denn das ist alternativlos. Und in dem Sinne hoffe ich, dass ich es schaffe, alle die Folgen, die ich im Herbst dieses Jahres veröffentlichen will, auch zu veröffentlichen.
Und wie immer freue ich mich über Kommentare, über Fragen, über auch gerne Gegenrede. Das ist wichtig, denn nur so können wir miteinander etwas entwickeln. Bis dann.
Ciao
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